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Sollte jeder ein gewisses Maß an finanzieller Bildung erlangen?

Published on: März 8, 2021

Die Gesellschaft bewegt sich immer schneller und unser Alltag wird immer komplexer. Aktuell wird dies auch in der Arbeitswelt deutlich und viele Arbeitnehmer sehen sich mit einer gestiegenen Unsicherheit hinsichtlich ihres Arbeitsplatzes konfrontiert. Dies wird zudem noch dadurch verstärkt, dass sich das klassische Anstellungsverhältnis verändert. Arbeitnehmer wechseln immer häufiger ihren Arbeitgeber und suchen sich neue berufliche Herausforderungen, statt in einem Job zu verbleiben. In einem derartigen Umfeld steigt die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit dem eigenen Vermögen bzw. mit dem eigenen Einkommen. Es stellt sich somit die Frage, wie ausgeprägt die finanziellen Bildung profitieren können. Im Rahmen dieses Posts soll betrachtet werden, welche Fähigkeiten benötigt werden, um sich selbst finanziell abzusichern, Vermögen zu akkumulieren und von der Vielzahl an verfügbaren Finanzprodukten zu profitieren.

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Jeder Mensch benötigt in irgendeiner Form Einkommen oder Vermögen, um die eigene Existenz zu sichern. Das wichtigste Instrument dabei ist Geld, da mit Geld nahezu jede Transaktion bzw. jeder Tausch abgewickelt wird und es somit als wichtigstes Tauschmittel unseren Alltag dominiert. Um diese knappe Ressource effizient und zielgerichtet einsetzen zu können, bedarf es einer grundlegenden finanziellen Bildung. Auffällig ist jedoch, dass die Unwissenheit hinsichtlich der Finanzmärkte und Finanzprodukte weltweit stark ausgeprägt ist. Interessant ist dabei, dass die Unterschiede hinsichtlich der Entwicklung und dem Zugang zu den Kapitalmärkten keinen signifikanten Einfluss auf die finanzielle Bildung der betroffenen Personen haben. Stattdessen besteht jedoch eine Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Umständen, die die Betroffenen in den letzten Jahren erlebt haben und sie sind in jenen Aspekten besser gebildet, welche sie im Alltag beobachten konnten. Zudem existieren signifikante Unterschiede, wenn man die finanzielle Bildung von verschiedenen Geschlechtern oder von verschiedenen Altersgruppen betrachtet. Frauen sind in Bezug auf Finanzen häufig deutlich schlechter gebildet als Männer und viele Forscher begründen dies mit den veralteten Rollenverteilungen innerhalb von Familien. Bezüglich des Alters lässt sich die finanzielle Bildung mit Hilfe einer invertierten U-Kurve darstellen. Sowohl junge Menschen als auch alte Menschen weisen ein geringeres Finanzwissen auf. Auffällig ist dabei jedoch, dass junge Menschen eher bereit sind, sich das unzureichende Wissen einzugestehen, als alte Menschen, die häufig (fälschlicherweise) der Meinung sind, dass ihr Finanzwissen umfangreich genug ist.¹

Wenn über eine grundlegende finanzielle Bildung gesprochen wird, bezieht sich das im Wesentlichen auf drei Bestandteile: die Fähigkeit geeignete Kalkulationen durchzuführen, die Fähigkeit Inflation zu verstehen und die Fähigkeit das eigene Risiko zu bewerten und zu diversifizieren. Wie oben beschrieben, sind diese Fähigkeiten innerhalb der Bevölkerung jedoch weltweit nur unzureichend ausgeprägt. Die derartige Unwissenheit ist insbesondere deswegen ein Problem, weil die Menschen in Hinblick auf ihre Altersvorsorge und den Vermögensaufbau zunehmend auf sich selbst gestellt sind und dabei aktiv handeln müssen. Eine hinreichende finanzielle Bildung, ermöglicht den Schutz des eigenen Vermögens in Krisenzeiten, die Vermeidung von unnötigen Kosten in Bezug auf Finanzprodukte und fördert die Selbstständigkeit, da Menschen nicht länger auf den Rat von professionellen Beratern oder des eigenen Umfelds bzw. Bekanntenreises angewiesen sind. Dies resultiert überwiegend in einem höheren Privatvermögen verglichen zu dem von Menschen, die finanziell nicht gebildet sind.² Auch wenn grundlegendes Finanzwissen mit einem höheren Vermögen korreliert ist, heißt das Vorhandensein von Vermögen jedoch nicht, dass eine Person auch verantwortungsbewusst damit umgehen kann. So hat die Washington Post im Dezember 2019 beispielweise einen Artikel veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass etwa 70% aller Lotterie-Gewinner innerhalb weniger Jahre bankrott sind.³

Die steigende Komplexität der Finanzmärkte in Verbindung mit der steigenden Anzahl an Finanzprodukten kann für Privatpersonen sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen. Zunächst ist es denkbar, dass die Komplexität hier wie eine Art Eintrittsbarriere fungiert und Menschen sich nicht in der Lage fühlen, am Finanzmarkt zu partizipieren. Die Vielzahl an Finanzprodukten macht es zudem nahezu unmöglich für eine Privatperson, alle Produkte zu kennen und zu verstehen und anschließend entsprechend der eigenen Situation die am besten geeigneten auch auszuwählen. Wenn Laien doch ihr Glück am Finanzmarkt versuchen, überschätzen sie die eigene Kompetenz häufig und erzielen signifikante Verluste, da sie das Risiko nicht richtig einschätzen bzw. die vorhandenen Informationen nicht adäquat verarbeiten können. Auf der anderen Seite ist der Zugang zum Finanzmarkt für eine Privatperson aber auch deutlich einfacher geworden, sodass nahezu jeder die Möglichkeit hat, daran teilzuhaben. Der Wettbewerb unter den Anbietern von Finanzprodukten kann zudem in sinkenden Kosten für die Konsumenten resultieren, da die Anbieter um neue Kunden bzw. Anlieger konkurrieren. Auch wenn die Anlage des eigenen Vermögens immer mit einem Risiko verbunden ist, haben Anleger die Möglichkeit, höhere Renditen zu erzielen, als wenn sie ihr Geld auf einem Sparbuch oder einem vergleichbar sicheren Finanzprodukt deponieren würden.

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist ein Sparbuch zudem nicht einmal in der Lage, die Inflation auszugleichen und somit nicht zum Vermögensaufbau geeignet. Stattdessen bedarf es alternativer Anlageprodukte, um signifikante Kapitalgewinne zu realisieren. Damit zunächst einmal Kapital zur Verfügung steht, müssen der eigene Lebensstandard und das individuelle Budget bewusst gewählt werden, sodass das Einkommen die Ausgaben übersteigt und der Überschuss gespart oder investiert werden kann. Wenn eine Person das Ziel verfolgt, schon früh ein hohes Vermögen zu akkumulieren, ist dies in der Regel nur über ein gewisses Level an Verzicht realisierbar. Wichtig ist es jedoch, an dieser Stelle zu betonen, dass es dabei kein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Vielmehr ist immer die eigene Situation in Verbindung mit den individuellen Präferenzen und Prioritäten ausschlaggebend, wie das Kapital eingesetzt werden sollte. Das Setzen von Prioritäten ist vielleicht der wichtigste Ansatz, wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen. Zudem kann es sich auszahlen, schon früh in die finanzielle Bildung zu investieren und sich die genannten Fähigkeiten anzueignen. Junge Menschen können beispielsweise geeignete Routinen entwickeln, wie sie mit ihrem eigenen Kapital umgehen, von denen sie ihr Leben lang profitieren können. Außerdem steigt mit dem Alter in der Regel bis zu einem gewissen Punkt auch das Einkommen und es ist wahrscheinlich leichter, den eigenen Lebensstandard nur langsam zu erhöhen, als sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder einschränken zu müssen. Das stärkste Argument für eine frühe finanzielle Bildung ist jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Kraft des Zinseszinseffekts und dessen Bedeutung für den langfristigen Vermögensaufbau.

Finanzielle Bildung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, wenn es um den Aufbau des eigenen Vermögens und die eigene finanzielle Absicherung geht. Die zentralen Fähigkeiten ermöglichen es, auch in unsicheren Zeiten das eigene Vermögen zu sichern, unnötige Kosten zu vermeiden und die eigene Unabhängigkeit zu wahren. Auch wenn dies erstrebenswert erscheint, ist finanzielle Unwissenheit weltweit jedoch stark verbreitet. Die komplexen Finanzmärkte sind zwar immer schwerer zu verstehen, die damit verbundenen Finanzprodukte eröffnen jedoch auch viele neue Möglichkeiten, von denen private Anleger profitieren können. Auch wenn keine Musterlösung hinsichtlich der eigenen finanziellen Entscheidungen existiert, kann doch jeder von einer grundlegenden Finanzbildung profitieren, da somit eine Voraussetzung geschaffen wird, fundierte und geeignete Entscheidungen zu treffen. Je früher Menschen beginnen, sich finanziell zu bilden, desto größer sind die langfristigen, positiven Auswirkungen.

¹ Lusardi, A., & Mitchell, O.S. (2011). “Financial literacy around the world: an overview”. National Bureau of Economic Research Working Paper Series. Nr. W17107.
https://doi.org/10.3386/w17107

² Lusardi, A., & Mitchell, O. S. (2014). “The economic importance of financial literacy: Theory and evidence”. Journal of economic literature. 52(1): 5-44.
https://doi.org./10.1257/jel.52.1.5

³ Loewenstein, George. (2019). “Five myths about the lottery”. Washington Post. Accessed March 7, 2021. https://www.washingtonpost.com/outlook/five-myths/five-myths-about-the-lottery/2019/12/27/742b9662-2664-11ea-ad73-2fd294520e97_story.html

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