Nahezu jeder Mensch hat über das Internet Zugriff auf (berufsspezifisches) Wissen, sodass es in vielen Berufen nicht länger ausreichend ist, über umfangreiches Fachwissen zu verfügen. Stattdessen steigt in vielen Bereichen die Bedeutung von soft skills und von Erfahrung bei der Anwendung von Fachwissen. Um im aktuellen Arbeitsalltag konkurrenzfähig zu sein, bedarf es somit anderer Kompetenzen als noch vor einigen Jahren. Viele Arbeitgeber sehen sich mit einem dynamischen Umfeld konfrontiert und suchen nach Mitarbeitern, die mit Hilfe geeigneter soft skills in der Lage sind, die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der Organisation zu fördern. Es stellt sich somit die Frage, ob soft skills in Zukunft wichtiger sein werden als berufsspezifische hard skills. Im Rahmen dieses Posts soll betrachtet werden, was unter soft skills verstanden wird, warum diese im Arbeitsalltag relevant sind und ob es realistisch ist, dass sie hard skills ersetzen können.
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Bereits bei der Betrachtung der verschiedenen Definitionen für den Begriff soft skills fällt auf, dass sich diese in Art und Umfang deutlich unterscheiden. Während manche Definitionen soft skills eher als spezifische Fähigkeiten verstehen, sehen andere sie eher als individuelle Charaktereigenschaften. Im Cambridge Dictionary sind soft skills beispielsweise als
“people’s abilities to communicate with each other and work well together”¹
definiert, wohingegen sie gemäß der Definition auf Investopedia als
“character traits and interpersonal skills that characterize a person’s relationships with other people”²
verstanden werden. Zumeist herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass soft skills im Gegensatz zu hard skills nicht berufsspezifisch sind, sondern vielfältig und bereichsübergreifend eingesetzt werden können. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass Fähigkeiten, die in einem Berufsfeld als soft skill angesehen werden, in einer anderen Branche hard skills sein können.
Die zunehmende Komplexität der Arbeitswelt führt dazu, dass sich Personalauswahlverfahren und Einstellungskriterien kontinuierlich verändern. In einem dynamischen Umfeld ist das Humankapital für viele Organisationen eines ihrer wichtigsten Assets. Der Wandel hin zu kleineren, weitestgehend autonom agierenden Teams, ermöglicht es Organisationen flexibler zu agieren und erhöht ihre Anpassungsfähigkeit. Gleichzeitig verändert sich durch diesen Trend auch das Anforderungsprofil vieler Mitarbeiter. Sie sind immer häufiger in wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden und übernehmen Führungsverantwortung innerhalb ihrer Teams. Aufgrund dieser Veränderung reicht überdurchschnittliches Fachwissen nicht länger aus, um auf der Karriereleiter aufzusteigen. Neue Kompetenzen wie beispielsweise eine gute Kommunikationsfähigkeit, teamorientiertes Arbeiten, Zeitmanagement und Selbstdisziplin gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Menschen, die sich in der (akademischen) Ausbildung befinden und ihre Chancen am Arbeitsmarkt verbessern wollen, sollten sich daher der Bedeutung dieser soft skills bewusst sein und frühzeitig in den Ausbau der gewünschten Kompetenzen investieren.³
Arbeitnehmer können auf unterschiedliche Arten profitieren, wenn sie über relevante soft skills verfügen. Einerseits grenzen sie sich beispielsweise schon im Auswahlprozess von ihren Konkurrenten ab, wenn sie sich selbst aufgrund ihrer Kommunikationsfähigkeit besser vermarkten können. Andererseits schaffen sie einen Anreiz für Arbeitgeber, indem sie aufgrund ihrer Führungsqualitäten und ihrem lösungsorientierten Handeln eine geringere Anlernphase benötigen als andere Bewerber. Auch wenn die Vorteile von soft skills sowohl auf Seiten des Arbeitgebers als auch auf Seiten des Arbeitnehmers bekannt sind, sind sie in vielen Ökonomien noch nicht ausreichend ausgeprägt. Dies gilt dabei nicht nur für Entwicklungsländer, sondern auch für führende Industrienationen. Insbesondere in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurswesen mangelt es zum Teil noch erheblich an den entsprechenden Kompetenzen. Auch in diesen eher technischen Branchen verändern sich die Anforderungen an neue Mitarbeiter. In unserer Informationsgesellschaft, in der jeder Mensch Zugriff auf spezifisches Wissen hat, sind kritisches Denken und die Problemlösungskompetenz besonders wichtig.⁴
Der Fokus auf soft skills kann jedoch nur dann erfolgsversprechend sein, wenn zwischen den Einschätzungen von Arbeitnehmern sowie Menschen in der (akademischen) Ausbildung und denen der Arbeitgeber keine Diskrepanzen existieren. Im dies zu gewährleisten, erscheint ein ständiger Austausch zwischen den beiden Seiten sinnvoll. Die Lehrpläne der verschiedenen Bildungsinstitutionen sind schon umfangreich genug und sollten nicht unnötig erweitert werden. Ein Austausch zwischen den Lernenden und den Arbeitgebern würde es ermöglichen, dass sich die nächste Generation an Mitarbeitern auf die gewünschten Schlüsselkompetenzen fokussieren kann. Eine weitere Möglichkeit, den Erwerb von soft skills zu fördern, wäre eine Veränderung in der Art wie Wissen vermittelt wird. Bildungsinstitutionen könnten über einen Methodenwandel auch das Lernen selbstbestimmter gestalten und Fähigkeiten wie Teamwork, Kommunikation und selbstständiges Arbeiten fördern. Ein derartiger Wandel kann auch technologiegestützt erfolgen und insbesondere Studierende haben in den vergangenen Semestern aufgrund des Pandemiegeschehens schon lernen müssen, wie digitale Technologien das selbstständige Lernen unterstützten können. Aber auch wenn die Vermittlung von soft skills ein zentraler Bestandteil der Ausbildung werden sollte, ist davon auszugehen, dass der notwendige Erwerb derartiger Kompetenzen auch in Zukunft noch einer großen Portion Eigeninitiative und Selbstdisziplin bedarf. Hier sind auch die Familie und der Bekanntenkreis gefragt, die dabei einen positiven Einfluss auf den Erfolg des Einzelnen nehmen können.
Nicht nur die veränderten Einstellungskriterien der Organisationen, die auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind, steigern die Bedeutung von soft skills für den Karriereerfolg des Einzelnen. Auch die makroökonomische Veränderung der Arbeitswelt mit dem Wandel hin zu einem dienstleistungsorientierten Umfeld wirkt sich darauf aus. Schon aus der Natur von Dienstleistungen ergeben sich neue Anforderungen an das Humankapital der Organisationen, da diese im Vergleich zu Produkten häufig individueller und weniger standardisiert sind. Die daraus resultierende Anpassungsfähigkeit, die benötigt wird, prägt gemeinsam mit der Fähigkeit, neue Kompetenzen zu erwerben und lösungsorientiert zu arbeiten, das neue Anforderungsprofil für Arbeitnehmer der nächsten Generation. Wichtig ist jedoch auch, dass an dieser Stelle betont wird, dass insbesondere eine Anpassung des eigenen Charakters und des damit verbundenen individuellen Verhaltens nicht über Nacht vollzogen wird. Zudem wird es immer auch Berufe geben, in denen hard skills unabdingbar und deutlich wichtiger als soft skills sind. Wenn man dies berücksichtigt, darf man sich dennoch die Frage stellen, auf welche skills Bildungsinstitutionen ihren Fokus legen sollten. Man könnte beispielsweise argumentieren, dass auch Individuen, die im Rahmen ihrer beruflichen Laufbahn auf gewisse hard skills angewiesen sind, vom Vorhandensein der grundlegenden soft skills profitieren könnten. Es ist denkbar, dass das Erwerben von Fachwissen leichter fällt, wenn adäquate soft skills bereits vorhanden sind, die das Lernen begünstigen. Aus dieser Perspektive könnte eine Umstrukturierung der öffentlichen Bildungswege sinnvoll erscheinen, die den Fokus zunächst auf relevante soft skills legt, bevor im Anschluss das benötigte berufsspezifische Wissen vermittelt wird.
Es ist unbestritten, dass sich die Anforderungen, mit denen sich die nächste Generation an Arbeitnehmern konfrontiert sieht, kontinuierlich verändern. Aktuell legen Arbeitgeber vermehrt Wert darauf, dass die Mitarbeiter über relevante soft skills wie beispielsweise eine gute Kommunikationsfähigkeit, teamorientiertes Arbeiten, Zeitmanagement und Selbstdisziplin mitbringen. Nur wer über entsprechende Kompetenzen verfügt, hat langfristig gute Chancen auf eine erfolgreiche Karriere. Gleichzeitig muss jedoch auch betont werden, dass es Berufe gibt, die ohne ausreichende hard skills nicht ausgeübt werden können. Eine gute Balance zwischen den beiden Skill-Sets scheint aktuell erstrebenswert und wenn die soft skills im Rahmen der öffentlichen Bildungswege nicht ausreichend gefördert werden, sollten Individuen frühzeitig die Eigeninitiative ergreifen und damit beginnen, in den Erwerb der entsprechenden Kompetenzen zu investieren. Auf welche Methoden dabei zurückgegriffen wird, ist selbstverständlich abhängig von individuellen Präferenzen und bleibt jedem selbst überlassen.
¹ Cambridge Dictionary. N.d. “SOFT SKILLS | definition in the Cambridge English Dictionary.” Cambridge Dictionary. Accessed July 19, 2021.
https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/soft-skills.
² Kenton, Will (Reviewed by David Kindness). 2021. “Soft Skills”. Investopedia. Accessed July 19, 2021.
https://www.investopedia.com/terms/s/soft-skills.asp.
³ Majid, S., Liming, Z., Tong, S., & Raihana, S. (2012). Importance of soft skills for education and career success. International Journal for Cross-Disciplinary Subjects in Education, 2(2), 1037-1042.
https://doi.org/10.20533/ijcdse.2042.6364.2012.0147.
⁴ Schulz, B. (2008). The importance of soft skills: Education beyond academic knowledge. Journal of Language and Communication. 146-154.
http://ir.nust.na:8080/jspui/handle/10628/39.