Nahezu jeder Mensch muss mit einer beruflichen Tätigkeit in irgendeiner Form Einkommen generieren, um seine Familie oder sich selbst versorgen zu können. Ein wichtiger Erfolgsfaktor hinsichtlich der beruflichen Laufbahn ist dabei der Wert des eigenen Humankapitals, welches durch kontinuierliche Weiterbildung und Weiterentwicklung gesteigert werden kann. Derartige Steigerungen besitzen das Potential, neue Möglichkeiten oder eine bessere berufliche Perspektive zu eröffnen. Auffällig ist, dass im digitalen Informationszeitalter insbesondere die Bildung nicht länger an etablierte Institutionen geknüpft ist. Vielmehr ist das digitale Angebot an Bildungsmöglichkeiten so vollumfänglich geworden, dass nahezu jedes Wissen erlangt werden kann, ohne dass es dazu der physischen Präsenz einer lehrenden Person bedarf. Das aktuelle Pandemiegeschehen hat diesen Wandel hin zu onlinebasierten Lerninhalten auch in herkömmliche Bildungsinstitutionen getragen und den Trend wesentlich beschleunigt. Die technischen Möglichkeiten dafür sind zwar vorhanden, die bislang erzielten Ergebnisse jedoch weitestgehend unterdurchschnittlich. Neben einem Ansatz, wie digitale Plattformen das konventionelle Lernen sinnvoll ergänzen können, soll dieser Post Aufschluss darüber geben, welche Ansätze der Weiterbildung und Weiterentwicklung existieren, und wie jeder Mensch diese in Abhängigkeit der eigenen Situation bestmöglich für sich nutzen kann.
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Die Idee des Humankapitals geht unter anderem auf Adam Smith zurück, der bereits 1776 in seinem Werk The wealth of nations (dt. Der Wohlstand der Nationen) die Bedeutung der nützlichen Fähigkeiten von Menschen innerhalb der Gesellschaft berücksichtigt hat. Sein Ansatz wurde von diversen Autoren und Wissenschaftlern aufgegriffen und weiterentwickelt. Jacob Mincer hat in einem 1958 veröffentlichten Artikel den Einfluss der Investition in das Humankapital auf die Einkommensverteilung untersucht und empirisch gezeigt, dass der Besitz geeigneter Fähigkeiten zu einem Anstieg des individuellen Einkommens führt und die Ausbildung der Mitarbeiter die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erhöht. Folgt man diesem Verständnis, ist die logische Konsequenz, dass sowohl Individuen als auch Unternehmen einen starken Anreiz haben, in das Humankapital zu investieren, um die eigene berufliche Perspektive zu verbessern oder die Produktivität innerhalb des Unternehmens zu steigern. Dieser Anreiz wird durch aktuelle gesamtgesellschaftliche Trends wie die Globalisierung und die steigende Dynamik in der Arbeitswelt noch verstärkt. Eine wichtige inhaltliche Unterscheidung hinsichtlich der Investition ist, ob diese sich auf berufsspezifische Kompetenzen oder auf unterstützende Fähigkeiten konzentriert. Zusätzlich ist die Entscheidung zu treffen, ob es notwendig ist, dass die eigene Weiterbildung durch Zertifikate o.Ä. gegenüber anderen belegt werden kann.
Auch wenn die Begriffe Weiterbildung und Weiterentwicklung gemeinsam genannt wurden, ist es wichtig, dass hier eine geeignete Abgrenzung stattfindet. Während Weiterbildung sich auf die Akkumulation von Wissen bezieht, ist die Weiterentwicklung umfangreicher, da sie zusätzlich auch die Erfahrungen inkludiert. Sowohl das Sammeln von Praxiserfahrungen als auch der Aufbau von theoretischem Wissen sind valide Ansätze, um den Wert des eigenen Humankapitals zu erhöhen. Wichtig ist dabei, dass hier ein ausgewogenes Verhältnis besteht, da der Fokus auf nur einen der beiden Ansätze signifikante Limitationen mit sich bringen kann. Theoretisches Fachwissen bildet die Grundlage für effektives Handeln und ermöglicht es, geeignete Lösungsansätze für auftretende Problemstellungen zu finden. Allerdings besitzt theoretisches Wissen allein nur einen geringen Wert. Es bedarf der Umsetzung und Adaptionsfähigkeit, damit derartiges Wissen auch in der Praxis erfolgsversprechend angewandt werden kann. In Verbindung mit Praxiserfahrung bildet Fachwissen somit die Grundlage für effektives und effizientes Handeln. Die geeignete Anwendung des theoretischen Wissens bei beruflichen Herausforderungen, die zu positiven Resultaten führt, steigert das Selbstvertrauen des Anwenders und ermöglicht es, zukünftig ambitioniertere Ziele zu verfolgen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass dieser Effekt an den Grad der Eigenverantwortung geknüpft ist. Je höher die Eigenverantwortung, desto größer ist das Selbstvertrauen, das aus den Erfolgen resultieren kann. In einer immer dynamischeren Umwelt besteht jedoch auch die Gefahr, dass etablierte Handlungsmuster nicht länger geeignet sind, um aktuelle Herausforderungen zu bewältigen und dass das Festhalten an derartigen Routinen innovationshemmend wirkt.
Hinsichtlich der expliziten Bildungsinhalte wird im Wesentlichen zwischen berufsspezifischen Fähigkeiten (hard skills) und unterstützenden Fähigkeiten (soft skills) unterschieden. Ausschlaggebend für der Entscheidung, in welche Art von Fähigkeiten investiert werden sollte, ist immer die eigene Situation. Die Fokussierung auf berufsspezifische Fähigkeiten ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die eigene Berufswahl bereits erfolgt ist und feststeht, dass man langfristig in dem Beruf verbleibt. Die unterstützenden Fähigkeiten besitzen den Vorteil, dass sie berufsübergreifend einsetzbar sind und sich somit ideal als Ergänzung eignen oder für Menschen, die sich noch in der Orientierungsphase hinsichtlich ihres beruflichen Werdegangs befinden.
Wenn im Rahmen der Weiterbildung ein Zeugnis oder anderes Zertifikat erlangt wird, ermöglicht dies den Vergleich mit potentiellen Mitbewerbern und es dient gleichzeitig als Nachweis, dass benötigte Fähigkeiten und Kompetenzen vorhanden sind. Dies heißt jedoch nicht, dass jemand mit Zertifikat besser qualifiziert sein muss als jemand, der keins nachweisen kann. Die Beurteilung der erlernten Inhalte erfolgt i.d.R. durch Sachverständige, sodass hier ein gewisser Qualitätsstandard garantiert werden kann. Die fachliche Kompetenz der lehrenden Personen ermöglicht es, dass im Rahmen eines vorgegebenen Curriculums ein breites Themenspektrum abgedeckt wird und die Lernenden mit Ansätzen konfrontiert werden, mit denen sie im Rahmen ihrer eigenständigen Weiterbildung möglicherweise gar nicht in Kontakt gekommen wären. Die Auswahl von Programmen mit vorgegebener Inhaltsstruktur ist somit insbesondere dafür geeignet, ein breites Themenspektrum kennenzulernen, wohingegen bei selbst gewählten Inhalten häufig die Tiefe im Vordergrund steht. Bildungsprogramme mit vorgegebener Inhaltsstruktur gehen zudem häufig mit einem vorgegebenen Zeitplan einher. Ob es einer derartigen zeitlichen Verpflichtung bedarf, ist im Wesentlichen vom Charakter der lernenden Person abhängig. Je stärker das eigene Interesse für ein spezifisches Thema und je stärker die eigene Verpflichtung zur Weiterbildung, desto größer ist das freiwillige zeitliche Investment. Die Digitalisierung in Verbindung mit dem technischen Fortschritt hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass Bildung nicht länger ausschließlich ortsgebunden stattfindet. Onlinebasierte Lerninhalte eignen sich insbesondere zur Vertiefung und haben den Vorteil, dass sie die Festlegung eines eigenen Lerntempos erlauben. Sind sie zudem zeitunabhängig verfügbar, können sie beliebig oft wiederholt werden, falls dies für das Verständnis notwendig ist. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei digitalen Strukturen das Ablenkungspotential deutlich höher und die Kontrolle der Lehrenden eingeschränkt ist. Zudem sollte nicht nur das Wissen im Vordergrund stehen, sondern berücksichtigt werden, dass eine zentrale Aufgabe von Bildungsinstitutionen auch der Aufbau von sozialen Kompetenzen ist. Digitale Alternativen sind in diesem Bereich nur bedingt geeignet und bei falschem Einsatz erschweren sie die effektive Kommunikation. Unabhängig davon, ob die Weiterbildung und Weiterentwicklung allein oder in einer Gruppe stattfindet, ist es immer hilfreich, den Diskurs mit anderen Gleichgesinnten zu suchen, um die abstrakten Inhalte zu festigen und neue Perspektiven kennenzulernen.
Die Relevanz und positive Auswirkung der Investition in das eigene Humankapital oder das Humankapital der Beschäftigten innerhalb eines Unternehmens ist unbestritten und ein derartiges Investment ist eine der zentralen Einflussgrößen für beruflichen sowie privaten Erfolg. Die Art und Weise und der Umfang der Weiterbildung und Weiterentwicklung hängt ebenso wie die Auswahl der Inhalte und Fähigkeiten, auf die der Fokus gelegt wird, maßgeblich von der individuellen Situation des jeweiligen Menschen ab.